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By Timo Niessner

Marco Lufen im Interview

Marco Lufen, 25 Jahre, Windsurfing Freestyle Pro gehörte 2017 noch zu den Top 20 der Weltbesten-Windsurfer. Woher nimmt aber Marco seine Motivation? Wie kann er sein Studium durchziehen und gleichzeitig alles für seinen Sport geben? Erfolg, Erwartungen und Ängste begleiten ihn im Alltag als auch im Wasser, in seinem Element.
Windsurfer Marco Lufen im Interview

PRO WINDSURFER FREESTYLE über ERFOLG, ERWARTUNGEN und seinen Umgang mit ANGST

„Hätte das länger gedauert wäre ich wahrscheinlich ertrunken.“

Marco und ich haben uns bei diesem Interview zum ersten mal gesehen, seine Geschichte kannte ich aber schon zuvor. 2017 drehte Marco eine Doku mit zwei Freunden aus der Schule ab. Diese mega Doku solltest du dir unbedingt anschauen. Weiter unten findest du sie “9 till now”. Der Titel lässt schon eines erahnen, Marco startete mit dem Windsurfen im Alter von 9 Jahren und ist bis heute davon begeistert.

Als ich Marco das erste mal am Bildschirm sah, sind wir sofort in verschiedene Themen eingestiegen bevor es mit dem wirklichen Interview losging. Was mich an ihm gleich begeistert hat, war seine offene, freundliche und authentische Art. In ein Gespräch zu kommen ging also easy, jedoch hätte ich vor lauter reden fast vergessen was der eigentliche Grund meines Anrufs war, das Interview. Was mich auch persönlich brennend interessierte war, wie Marco es schafft sein Studium, jetzt auch noch seinen Master auf Englisch, durch zu ziehen und zeitgleich in der Weltspitze des Freestyle Windsurfen mit zu mischen. Wie er mit dieser Situation und weiteren Herausforderungen in seinem Leben umgeht, nun mehr dazu hier…

Wie trainierst du trotz vieler Arbeit?

Die pure Leidenschaft treibt Marco voran alles für seinen Sport zu geben. Dieses Gefühl von gleiten, auf dem Wasser zu schweben, eins zu sein mit der Natur. Seit Marco diese Gefühle zum ersten Mal erfahren hat ist es seither wie eine Sucht. Es geht ihm darum dieses Gefühl immer wieder zu erfahren, sich neuen Herausforderungen zu stellen und im Einklang mit der Natur zu sein. Ja das ist Marcos größter Punkt, der Einklang mit der Natur.

Warum macht Marco das Ganze, was gibt es ihm? Freiheit, es gibt keine Vorgabe auf dem Wasser. Seine Disziplin, Freestyle-Windsurfen, ist die Verwirklichung seines eigenen ICHs. Das eigene Selbstbild im Wasser zu verwirklichen, frei und auf sich alleine gestellt zu sein. Denn in diesem Moment ist es einfach nur Marco gegen den Rest.

Foto von Marco Lufen beim Windsurfen
Fotocopyrights by: Florian Ragossnig, Sebastian Schöffel, Klaas Voget

Erfolg & Träume

Als Kleiner Junge hat sich Marco das Ziele gesteckt einmal auf der WORLD-Tour mit den weltbesten Windsurfern mit zu fahren. Das macht er jetzt schon seit 4 Jahren. Wenn er sich jetzt sein Ziel vor Augen hält, hat er eigentlich schon alles erreicht was er immer erreichen wollte. Die Platzierungen sind dabei manchmal nur zweitrangig. Natürlich möchte er sich messen mit den weltbesten Surfern und schauen wo er im internationalen Vergleich steht, aber in diesem Kader der Weltbesten mit zu surfen war einfach sein Traum. Dort schon seit 4 Jahren dabei zu sein ist „einfach der Hammer, Geil!“ So definiert Marco seinen eigenen Erfolg.

Was mich aber trotzdem interessiert, ist Marco für sich selbst jetzt erfolgreich?

Das ist klar für Marco, „Ja, auf jeden Fall.“ Er ist einer der wenigen, der neben dem Windsurfen noch eine akademische Ausbildung abschließt und kann sich daher nicht nur zu 100% dem Windsurfen widmen. Auch wenn er sich das zum momentanen Zeitpunkt wünschen würde. Da sich Marco selbst als Sicherheitsfanatiker sieht, gibt ihm diese Ausbildung ein gutes Gefühl für seine spätere Laufbahn.

„Man weiß nie was kommen kann in der Zukunft“


Mit all dem sieht er sich selbst als erfolgreich und hofft (mit einem Lachen) dass auch die Außenwelt das so sieht.

Erwartungen

Familiär gesehen verspürt Marco keine Erwartungen an ihn. Seine Eltern haben ihn immer „frei laufen lassen“ und gaben ihm den Spielraum den er brauchte um sich selbst zu entwickeln.

„Meine Eltern sind der Wahnsinn“

Ohne seine Eltern wäre er nicht da wo er jetzt ist. Sonst suggeriert sein Lebensstil anderen Menschen eher, er hätte das geilste Leben der Welt, Profi-Windsurfen ist das schönste, du bist immer an den geilsten Stränden unterwegs…So stellen sich das andere Menschen vor, so relaxed und entspannt. Dieser Mythos Surfen und der damit verbundene Lifestyle ist letztendlich auch mit viel Training und mit der Vorbereitung auf Wettkämpfe verbunden.

„Das ist nicht so, ich spring mal aufs Brett und mach ein paar Manöver“

Marco Lufen beim Windsurfen macht einen Sprung
Fotocopyrights by: Florian Ragossnig, Sebastian Schöffel, Klaas Voget

„…da gehört auch Disziplin und der Wille dazu…“

Das sieht die Außenwelt, aus Marcos Sicht, eher etwas oberflächlich. Meist wird gedacht dass man als Profi-Windsurfer nur auf Wolke sieben schwebt. Er macht aber auch noch andere Dinge und durchläuft parallel dazu eine lange Trainingsphase bis zu seinen Wettkämpfen.

Wie geht Marco mit den Erwartungen von Sponsoren um? Marco hat ein „mega gutes Verhältnis“ mit all seinen Sponsoren und kommuniziert auch sehr klar (*lacht* und hofft dass seine Sponsoren auch dieses Interview lesen). Er wird wohl nie in die Top 3 der Windsurf-Elite kommen, dafür hat er einfach nicht genug Trainingszeit. Für eine Marke muss es aber auch nicht immer der Sportler sein, der die „krankesten Manöver macht“. Es gehört auch ein anderer Anspruch dazu das Gesicht einer Marke zu sein und dazu gehört auch offen mit anderen Menschen umzugehen. Sich auszutauschen und über Ausrüstung und co. zu sprechen. Marco sieht auch den Effekt seiner positiven Ausstrahlung als einen Punkt präsenter in der Öffentlichkeit zu sein um hier einen Imagetransfer für seine Sponsoren zu bieten. Er selbst sieht sein Potenzial darin auch höhere Platzierungen erreichen zu können. Bis zum Ende seines Studiums gibt er jedoch sein Bestes um auch in anderen Bereichen die Erwartungen seiner Sponsoren als Markenbotschafter zu erfüllen.

Ab Juni ist Marco mit seinem Studium fertig, welche Erwartungen hat denn Marko dann an sich selber? Als erstes möchte er das Studium abschließen und die „Lizenz zum töten“ in der Tasche haben. Danach fühlt er sich das erst mal wieder frei und kann dann seinen Weg beschreiben wo er sich dann selber sieht. Momentan ist es noch schwer für Marco zu sagen wo er sich dann sieht. Natürlich sieht er sich gerne am Strand, im Wasser und wo es warm ist zum Windsurfen. Er möchte aber etwas für sich im Leben erreichen.

„Hängematten am Strand verkaufen…oder Kamele züchten will ich jetzt nicht“

Marco möchte etwas Nachhaltiges verfolgen, auch etwas dem Sport zurückgeben. Verantwortungsbewusst handeln und auf bspw. die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen. Dort schwimmen Quadratkilometer große Müllteppiche herum und das ist in unserer Konsumgesellschaft gar nicht nachhaltig. Laut Marco können hier große Konflikte entstehen die auch eine Auswirkung auf knappe Ressourcen wie Trinkwasser haben können. Siehst du denn deine Position darin, in Zukunft in diesen Bereichen Verantwortung zu übernehmen? Momentan ist noch sein Studium an Stelle eins, anschließend würde sich Marco gerne in diese Richtung orientieren. Was und wie ist noch offen.
Marco Lufen beim Windsurfen
Fotocopyrights by: Florian Ragossnig, Sebastian Schöffel, Klaas Voget

Umgang mit Angst

Es gab da mal eine brenzliche Situation bei Marco. Nach einem Manöver ist er aus ein paar Metern Höhe auf dem Rücken gelandet und konnte anschließend für mehrere Sekunden nicht mehr atmen. Dann ist er schockartig wieder aufgewacht.

„Hätte das länger gedauert wäre ich wahrscheinlich ertrunken.“

Danach hatte Marco eine gewisse Hemmschwelle was gewisse Manöver angeht und denkt darüber nach was alles passieren könnte. Anschließend ist er an verschiedene Manöver wieder langsamer heran gegangen. Er brauchte seine Zeit um wieder Sicherheit aufzubauen. Dafür brauchte er einige Session um sich wieder wohl im „eigenen Feld“ zu fühlen. Im Umgang mit anderen Situation im Alltag geht er erst einmal einen Schritt zurück und lässt revue passieren was passiert ist. Im Nachhinein nochmal in die Tiefe gehen und schauen was da vorgegangen ist. Hinterfragen was da in ihm abging, was diese Situation aus ihm gemacht hat und warum er genau so gehandelt hat und nicht anders. So kommt Marco seiner eigenen Persönlichkeit auch etwas näher.

3 Dinge des Glücks

Puh, da muss Marco etwas länger überlegen… 1 – Nutella darf nirgendwo fehlen 2 – Wellenreiten in Indonesien 3 – gute Freunde zu haben, jemanden mit dem man reden kann Dank dir Marco für deine ehrlichen Worte & weiterhin viel Zeit für deine Leidenschaft!
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